A.3 DIE FUENF GROSSEN BEREICHE
Wo steht das Hotel heute?
Um ein Hotel richtig zu bewerten, muss man fuenf wichtige Bereiche anschauen. Stellen Sie sich das wie bei einem Gesundheits-Check beim Arzt vor. Der Arzt prueft Ihr Herz, Ihre Lunge, Ihr Blut und so weiter. Erst wenn er alle Bereiche gecheckt hat, kann er sagen, wie gesund Sie sind.
Beim Hotel Hochfirst haben wir genau das gemacht. Wir haben fuenf Bereiche untersucht: Die Strategie, die Arbeitsprozesse, die Computersysteme, das Internet-Netzwerk und die Finanzen. Fuer jeden Bereich haben wir eine Bewertung gegeben - so aehnlich wie eine Ampel: Gruen bedeutet "alles okay", Gelb heisst "Achtung, hier sollte etwas passieren" und Rot bedeutet "dringend handeln".
1. Strategie und Positionierung
GELB - Mittelfristig angehen
Das Hotel hat eine sehr gute Ausgangsposition. Die Gaeste sind zufrieden, die Lage ist perfekt, und der Schwarzwald als Ferienregion boomt. Aber es gibt ein Problem: Das Hotel weiss nicht genau, was es sein will. Ist es ein guenstiges Hotel oder ein Qualitaetshotel? Das ist unklar.
Momentan definiert sich das Hotel als "guenstig im Vergleich zu anderen Hotels". Das ist gefaehrlich. Wenn der Preis das Hauptargument ist, verliert man schnell gegen noch guenstigere Konkurrenten. Ausserdem verschenkt das Hotel dadurch viel Geld. Die Zimmerpreise liegen 15 Prozent unter dem Durchschnitt der Region. Das macht rund 66.000 Euro im Jahr aus, die das Hotel mehr verdienen koennte.
Die Loesung: Eine klare Positionierung als "digitales Familienhotel". Modern und bequem fuer die Gaeste, aber mit persoenlichem Service. Damit kann das Hotel hoehere Preise nehmen und sich trotzdem von der Konkurrenz abheben.
2. Arbeitsprozesse im Hotel
ROT - Sofort handeln
Hier wird es kritisch. Fast alles laeuft noch manuell. Wenn ein Gast ankommt, muss er ein Formular aus Papier ausfuellen. Das dauert 8 bis 10 Minuten. Das Team schreibt sich Nachrichten mit WhatsApp - auf den privaten Handys. Das ist nicht nur umstaendlich, sondern auch verboten, weil dabei Gaeste-Daten auf privaten Geraeten landen.
Die Putzkolonne meldet per Telefon oder Zettel, wann ein Zimmer fertig ist. Die Rezeption weiss oft nicht, welche Zimmer schon sauber sind und welche nicht. Das fuehrt zu Stress und Verwirrung - vor allem wenn mehrere Gaeste gleichzeitig einchecken wollen.
Das Hotel verschenkt dadurch etwa 100 bis 150 Stunden Arbeitszeit pro Monat. Das ist so, als wuerde ein Mitarbeiter einen ganzen Monat lang nichts Produktives tun. Bei einem Stundenlohn von 35 Euro sind das rund 5.000 Euro verschwendetes Geld - jeden Monat.
3. Computersysteme
ROT - Sofort handeln
Das Hotelsystem, mit dem Buchungen verwaltet werden, ist hoffnungslos veraltet. Es heisst "Hotline" und laeuft auf einem alten Server im Keller. Das bedeutet: Wenn dieser Server kaputt geht, steht das ganze Hotel still. Von zuhause oder unterwegs kann niemand auf das System zugreifen.
Ausserdem ist das System nicht mit anderen Programmen verbunden. Die Kasse im Restaurant "spricht" nicht mit dem Hotelsystem. Wenn ein Gast im Restaurant etwas bestellt, muss das von Hand in den Computer eingetippt werden. Bei jedem Schritt koennen Fehler passieren.
Moderne Cloud-Systeme wie Apaleo loesen all diese Probleme. Sie laufen im Internet, nicht auf einem Server im Keller. Man kann von ueberall darauf zugreifen. Und sie verbinden sich automatisch mit allen anderen Programmen - der Kasse, dem Tuerschloss-System, dem Buchungsportal.
4. Internet und Netzwerk
ROT - Sofort handeln
Hier wird es richtig gefaehrlich. Die Netzwerk-Geraete (Switches) haben alle noch die Standard-Passwoerter wie "1234". Das ist so, als wuerden Sie Ihre Haustuer mit dem Schluessel offen lassen, der unter der Fussmatte liegt. Jeder, der sich ein bisschen auskennt, kann da rein.
Schlimmer noch: Auf allen Geraeten ist ein Zugang namens "FTP" offen. Das ist wie ein Lieferanten-Eingang, der nie abgeschlossen wird. Hacker koennten dadurch an alle Daten im Hotel gelangen - Gaeste-Namen, Kreditkarten-Informationen, alles.
Und dann ist da noch die Website. Sie sammelt Daten von Besuchern, ohne vorher zu fragen. Das verstoes st gegen die DSGVO - das europaeische Datenschutzgesetz. Die Strafen dafuer koennen bis zu 20 Millionen Euro betragen. Das muss sofort gestoppt werden.
5. Finanzen und Controlling
GELB - Mittelfristig angehen
Die Buchhaltung ist professionell. Das Hotel hat seine Kosten im Griff. Die monatlichen Fixkosten liegen bei etwa 28.790 Euro - das ist fuer ein Hotel dieser Groesse in Ordnung.
Aber: Das Hotel macht kein professionelles "Revenue Management". Das bedeutet, es ueberwacht nicht, ob die Zimmerpreise richtig sind. Es schaut nicht, was die Konkurrenz verlangt. Es passt die Preise nicht an, wenn in der Naehe ein grosses Event stattfindet.
Ein Beispiel: Wenn am Feldberg ein Ski-Wochenende stattfindet, kommen viele Gaeste in die Region. Andere Hotels erhoehen dann ihre Preise. Das Hotel Hochfirst nicht - weil es diese Informationen nicht systematisch verfolgt. Dadurch verschenkt es jedes Jahr etwa 66.000 Euro an moeglichen Mehreinnahmen.